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„Wie der Fisch im Wasser schwimmt, ohne die ganze Zeit über das Wasser selbst nachzudenken, so soll der Glaube die Menschen umgeben und tragen.“ So sieht Pfarrer Marcus-Stefan Großkopf auch den Geist des Evangelischen Kindergartens in Erzhausen. Kinder gleich welcher Konfession sind hier seit 80 Jahren willkommen und finden eine zweite Heimat – wie sehr sie mit „ihrem“ Kindergarten verbunden sind, zeigen in jedem Sommer die bewegenden Abschiede der Vorschulkinder.

Ein Stück Pionierarbeit hatten 1926 genau 150 Erzhäuser Protestantinnen vor sich, als sie sich im Oktober 1926 auf Einladung des Kirchenvorstandes in der Ludwigshalle trafen. Sie beschlossen die Einrichtung einer „Kleinkinderschule“ und gründeten dafür zunächst den „Evangelischen Frauenverein“, die heutige Frauenhilfe. Am 6. Dezember 1926 nahm die Kleinkinderschule in der Ludwigshalle ihre Arbeit auf. 70 Mädchen und Buben waren in der Obhut von Leiterin Schwester Josel Nell, Schwester Elisabeth Günther und ihren Helferinnen Helene Kadel und Kätha Falk. Im Frühjahr des folgenden Jahres kaufte die Pfarrei das Haus Bahnstraße 7, um es als dringend benötigtes Gemeindehaus herzurichten. In der Scheune fanden schon im September die Gemeindepflegestation und der Kindergarten ein neues Zuhause. Heute nicht mehr denkbar: Im gleichen Haus gab es auch eine Wohnung für die Kindergärtnerinnen.

Seither ist der Evangelische Kindergarten in der Bahnstraße 7 geblieben und hatte den Frauenverein immer an seiner Seite. Ihre Dankbarkeit drücken die Kinder jedes Jahr mit einem Auftritt bei der Adventsfeier der Frauenhilfe aus, dem wochenlange Proben vorausgehen. Die Frauen waren es, die nach dem Krieg dafür sorgten, dass der Kindergarten wieder unter kirchliche Leitung kam. Der Frauenverein benannte sich in Frauenhilfe um und die Fräuleins Sallweih und Weber übernahmen die Leitung des Kindergartens. Allerdings nur vorübergehend, denn im Februar 1946 begann eine neue Kindergarten-Ära: Else Mecks trat ihren Dienst als neue Leiterin des Kindergartens an und sollte es für Jahrzehnte bleiben.

1963 blieb im wahren Wortsinn kein Stein auf dem anderen, denn das baufällig gewordene Kindergarten-Gebäude musste abgerissen werden. Mit viel Unterstützung aus der Erzhäuser Bevölkerung und von den ortsansässigen Handwerkern entstand ein für damalige Verhältnisse schmucker Neubau, der über die Jahrzehnte immer wieder an- und umgebaut wurde. So bekamen die beiden Gruppenräume 1987 eine Hochetage, die heute Puppen-, Koch- und Kuschelecken Raum bietet. Für die nächste dringende Erweiterung zogen die Eltern Anfang der 90er Jahre sogar zur Demonstration nach Wiesbaden: Um die schon lange versprochenen Landesmittel frei zu bekommen. Die sanitären Anlagen waren veraltet, für 50 Kinder gab es zwei Waschbecken und es fehlte eine Küche und Raum für ein Büro. Sanieren oder schließen waren die beiden Alternativen. 1995 wurde der Anbau eingeweiht

Derzeit verändert vor allem das Gartengelände sein Gesicht: Mit viel Unterstützung der Eltern wurde vor zwei Jahren die Grünanlage neu gestaltet. Die Arbeiten wurden von vielen Kindern mit einem lachenden und einem weinenden Auge beobachtet – musste doch zu Beginn die uralte Kastanie fallen, in deren Schatten Generationen von Kindern spielten. Doch sie hatte von innen heraus zu faulen begonnen. Bei den jüngsten Arbeitseinsätzen pflasterten Väter den Weg neu, gaben dem künstlich angelegten Flusslauf ein neues Bett und füllten den Sandkasten neu auf.